DIE UNABHÄNGIGE FACHZEITSCHRIFT FÜR HOCHZEITSMODE

Trendforscherin Laura Puricelli: Die neue Generation Z

Laura Puricelli gilt als wichtigste Trendforscherin in Sachen Fashion & Luxury. Das Spezialgebiet der Italienerin liegt auf der Generation Z. Hier erklärt sie, wie sich die Händler auf die neue Generation einstellen können.

Die Gen Z ist die erste digital native Generation, die sich sehr bewusst den Themen Nachhaltigkeit und dem Umgang der Unternehmen mit der Ressourcen-Nutzung widmet. Sie fragen sich zum Beispiel: Werden für meine Hochzeits-Produkte umweltfreundliche Materialien genutzt? Wie nachhaltig ist der Produktionsprozess? Wie gendern die Unternehmen? Verwendet ein Brautmodenlabel vor Ort hergestellte Stoffe? Wie authentisch ist ihre Kommunikation? Wie transparent ist die Unternehmensführung? Darüber hinaus wird ihr Kaufverhalten auch davon beeinflusst, inwieweit sie sich individuell ausdrücken können. Geschäftspotential für Brautmodenfachgeschäfte sehe ich zum Beispiel in Mix & Match-Kollektionen oder im Angebot von besonderen Vintage-Accessoires, die auch gebraucht oder antik sein dürfen.

Kaufprozess

Die Mode- und Luxusbranche – einschließlich der Brautmode – kann auf den stationären Handel nicht verzichten. Die Gen Z wird stark von Social Media und Influencern inspiriert. Aber das Hochzeitskleid ist ein emotionales, hochwertiges, oft auf Bestellung gefertigtes Produkt, das individuell angepasst werden muss. Dies erfordert menschlichen Kontakt und deshalb bleibt das Fachgeschäft auf lange Sicht unverzichtbar. Die Generation Z möchte allerdings keine Zeit damit verschwenden, nach einem Kleid zu suchen. Sie besuchen ein Brautmodenfachgeschäft, wenn sie genau wissen, was sie wollen. Deshalb bleiben beispielsweise Chats oder Blogs, virtuelle Anproben und Online-Beratungen auch nach der Pandemie wichtig. Das gilt übrigens nicht nur für die Gen Z. Auch das Thema Sicherheit wird nach Corona wichtig bleiben, darum hat der Online-Fokus weiterhin Priorität.

Einzelhandelskonzepte

Auch die zukünftigen Bräute möchten sich in Zukunft von einem engen Kreis aus Familienmitgliedern und Freunden bei der Brautkleidanprobe beraten lassen. Sie wollen echte Beratung, die im Einklang mit dem so wichtigen Thema der Body Positivity stehen. Das Einkaufserlebnis wird sich auf jeden Fall dramatisch in eine multisensorische Richtung entwickeln. Sie als Fachhändler müssen den Traum der zukünftigen Bräute, die in ihre Läden kommen, zum Leben erwecken. Stimulieren Sie alle Sinne: Spielen Sie mit Düften, zeigen Sie Videos von Trauzeremonien, projizieren Sie Bilder an die Wände: Die Traumhochzeit beginnt in Ihrem Geschäft.

Migrationshintergrund

Brautmodenhändler sollten offen für Personalisierung sein: Was passt zum kulturellen Hintergrund meiner Zielgruppe? Tradition und Innovation spielen dabei eine große Rolle. Das Interesse an Kleidern, die auch zu anderen Anlässen nach der Hochzeit weitergetragen werden können, wird zunehmen. Multifunktionale Looks, beispielsweise mit abnehmbaren Ärmeln oder Schleppen für die Feier stehen im Focus. Die Gen Z-Bräute gehen mit dem Wunsch ins Geschäft, dass sie das Kleid so häufig wie möglich auch nach der Hochzeit tragen können, damit es zu ihrem nachhaltigen Einkaufsverhalten passt.

Veränderungen durch Corona

Wir haben jetzt durch Covid mehr als ein Jahr verloren und so viele Paare wollen unbedingt heiraten. Mein Ratschlag: Seien Sie als Geschäft flexibel, ordern Sie für kurzentschlossene Brautpaare Ware, die sie auf Lager halten. Und konzentrieren Sie sich auf Hersteller, die Ihnen auch kurzfristige Lieferzeiten garantieren. Denn die Bräute, die jetzt die Geschäfte stürmen – das sind übrigens natürlich auch viele Millenials der Gen Y – erwarten maximale Flexibilität bei der Verwirklichung ihrer Träume.

Laura Puricelli gilt als Expertin für Kaufverhalten und Gen-Z-Strategien.

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