DIE UNABHÄNGIGE FACHZEITSCHRIFT FÜR HOCHZEITSMODE

James Ellis: „Wir entwerfen Brautmode mit Liebe in London!“

Ein Gespräch mit James Ellis, der das renommierte Label Ellis Bridals in vierter Generation führt. Wir haben mit ihm über seine Leidenschaft für den Beruf und die Verantwortung gesprochen, die mit der Arbeit in einem Familienunternehmen einhergeht.

Fangen wir mit einem Blick auf Ihre eigene Geschichte an. Sie sind praktisch zwischen Brautkleidern aufgewachsen – was ist Ihre früheste Erinnerung an Brautmode?

„Eine meiner frühesten und lebendigsten Erinnerungen führt mich zurück ins Ellis-Lagerhaus in London, damals, als der gesamte Herstellungsprozess noch direkt dort stattfand. Mein Großvater leitete zu dieser Zeit das Unternehmen, und der Ort war erfüllt vom geschäftigen Treiben geschickter Hände, die mit größter Sorgfalt nähten, schnitten und Kleider erschufen. Ich war wahrscheinlich nicht älter als sechs oder sieben, als ich meinen ersten ‚Job‘ bekam – Knöpfe herstellen. Es war nur eine kleine Aufgabe, aber ich war von Anfang an mit dem Handwerk verbunden. Diese praktische Erfahrung im Herzen der Produktion, umgeben vom Summen der Maschinen und den feinen Texturen von Seide und Spitze, prägte mein Verständnis davon, was hinter einem Brautkleid steckt – jenseits des Glamours: Geduld, Präzision und Liebe zum Detail.“

Wie fühlt es sich an, für ein Unternehmen verantwortlich zu sein, das seit über 113 Jahren besteht?

„Es schüchtert mich schon ein bisschen ein – aber es ist auch inspirierend. Mir ist bewusst, dass ich nicht nur das Erbe meiner Familie trage, sondern auch das jedes Handwerkers, jeder Schneiderin und jedes Designers, die Ellis Bridals über die Jahrzehnte geprägt haben. Diese Verantwortung wiegt schwer, aber ich trage sie mit Stolz, weil sie mich antreibt, ihrer Arbeit gerecht zu werden und gleichzeitig die Marke weiterzuentwickeln.“

Wie wichtig ist Ihnen die Geschichte – und was treibt Sie in Gegenwart und Zukunft an?

„Die Geschichte ist unser Fundament, sie hält uns geerdet und verleiht unserer Arbeit Tiefe. Aber Gegenwart und Zukunft sind es, die mich kreativ antreiben. Mich motiviert die Herausforderung, Kleider zu entwerfen, die unser Erbe ehren und zugleich für die heutige Braut relevant sind – und zeitlos genug, um auch in Jahrzehnten noch zu inspirieren.“

Stöbern Sie manchmal in alten Archiven und Entwürfen, um Inspiration für neue Kollektionen zu finden?

„Absolut. Unsere Archive sind wie eine Schatzkiste – Jahrzehnte an Skizzen, Schnittmustern und Stoffmustern, von denen jedes ein Stück unserer Geschichte erzählt. Ich möchte die Vergangenheit nicht kopieren, aber manchmal inspiriert mich eine Perlensticktechnik aus den 1970ern oder ein Ausschnitt aus den 1930ern zu etwas Neuem und Unerwartetem in einer aktuellen Kollektion.“

Welche Rolle spielt London für das Unternehmen?

„Ellis Bridals hat eine beachtliche Reise hinter sich. Ursprünglich waren wir eine kleine, familiengeführte Werkstatt, tief verwurzelt im lebendigen Bekleidungsviertel Londons, wo jedes Kleid in Handarbeit mit viel Liebe zum Detail gefertigt wurde. Im Laufe der Jahrzehnte sind wir zu einem international anerkannten Bridal Fashion Haus gewachsen, doch der handwerkliche Geist ist geblieben. London ist nicht nur unser Zuhause, sondern auch eine stetige Inspirationsquelle. Die Stadt vereint Tradition und Innovation – genau wie unsere Marke. Die Energie, Vielfalt und Kreativität Londons beflügeln unsere Designs immer wieder und helfen uns, uns weiterzuentwickeln, ohne unsere Wurzeln zu verlieren.“

Wie spiegelt sich das Erbe von Ellis Bridals in den modernen Designs wider?

„Man erkennt es in der Liebe zum Detail, in der Struktur unserer Korsagen, in den handwerklichen Veredelungstechniken und darin, dass unsere Kleider so entworfen sind, dass sie zeitlos wirken. Selbst wenn die Silhouette modern ist, sind die Handwerkskunst und die Hingabe dahinter reines Ellis-Erbe.“

Die Ellis Atelier Collection wird als ‚Ode an die Magie hinter dem Meisterwerk‘ beschrieben. Was bedeutet diese Magie für Sie persönlich?

„Für mich liegt die Magie in der Verwandlung – von einer anfänglichen Idee am Tisch über die Skizze, bis der Stoff auf der Schneiderpuppe Form annimmt hin zu dem Moment, in dem eine Braut es anzieht und es zu ihrem Kleid wird. Diese Magie steckt in den winzigen Details – einer versteckten Naht, einer perfekt gesetzten Linie, einer Perle, die das Licht genau richtig einfängt.“

Viele Ihrer Designs verbinden Tradition mit zeitgenössischer Raffinesse. Wie gelingt es Ihnen, dieses Gleichgewicht zwischen klassisch und modern zu halten?

„Ich sehe es als Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Jeder Entwurf beginnt mit der Frage: Würde dieses Kleid in fünfzig Jahren genauso schön wirken wie heute? So stelle ich sicher, dass selbst unsere modernsten Designs eine zeitlose Eleganz ausstrahlen.“

Wie wichtig sind sinnliche Momente bei der Entstehung eines Kleides?

„Sie sind essenziell. Ein Brautkleid ist nicht nur eine Frage des Aussehens – es geht darum, wie es sich anfühlt, wie es sich bewegt und wie es in Erinnerung bleibt. Die Art, wie der Stoff über die Haut gleitet, das leise Aufatmen, wenn eine Braut sich fertig für den Gang zum Altar macht – all das gehört zur Kunstfertigkeit.“

Haben Sie eine bestimmte Braut oder Situation im Kopf, wenn Sie an einem neuen Design arbeiten?

„Wenn ich eine Kollektion kreiere, denke ich nicht an eine einzige Braut oder eine einzelne Geschichte. Stattdessen stelle ich mir ein ganzes Mosaik an Frauen vor – jede mit ihrer eigenen Reise, ihren Träumen und ihrer Persönlichkeit. Diese Vielfalt an Erfahrungen und Emotionen formt die Erzählung hinter jedem Kleid. Jedes Stück soll viele Bräute ansprechen, sodass sie darin ihre eigene Liebesgeschichte und Individualität wiederfinden können.“

Welche Rolle spielen handwerkliche Elemente wie Korsagen oder Perlenstickereien – und welche Herausforderungen bringen sie mit sich?

„Handwerkliche Elemente wie Korsagen und Perlenstickereien verleihen jedem Kleid ein Maß an Kunstfertigkeit und Detail, das es vom Schönen zum Außergewöhnlichen hebt. Korsagen sorgen für eine perfekte, geformte Passform, die jeder Figur schmeichelt, während Perlenstickereien feine Textur und sanften Glanz hinzufügen, der das Licht auf bezaubernde Weise einfängt. Diese Techniken erfordern enormes Können, Geduld und Zeit – sie sind arbeitsintensiv und verlangen nach den besten Materialien und erfahrenen Händen. Die Herausforderung besteht darin, höchste Qualitätsstandards zu wahren und gleichzeitig den praktischen Ansprüchen moderner Bräute gerecht zu werden. Doch genau diese Hingabe macht unsere Kleider so besonders.“

Mit Kelsey Rose bieten Sie eine zweite große Marke an, die in den DACH-Märkten vertrieben wird. Was sind die Hauptunterschiede zu Ellis Bridals?

Kelsey Rose ist wie die temperamentvolle jüngere Schwester von Ellis Bridals. Während Ellis auf Erbe, Couture und Romantik setzt, ist Kelsey Rose verspielt, vielseitig und lässiger im Stil – perfekt für Bräute, die Modernität mit einer leichteren Note suchen.“

Mit der Kelsey Rose Muse Collection feiern Sie moderne Eleganz und persönliche Liebesgeschichten. Warum?

„Es geht darum, die Romantik im Gefühl des Kleides zu bewahren, aber das Design auf die heutige Frau abzustimmen. Das können weichere Silhouetten, kürzere Schleppen oder Details sein, die unterschiedlich gestylt werden können.“

Für welche Braut wurde die Muse Collection entworfen – und wie beeinflussen Themen wie Selbstbewusstsein und persönliche Ausdruckskraft Ihren Designprozess?

„Die Muse Collection ist für die Braut, die sich selbst kennt und annimmt – selbstbewusst, authentisch und ohne Angst, ihre Individualität zu zeigen. Selbstbewusstsein und Ausdruckskraft prägen jede Designentscheidung, vom Stoff bis zur Silhouette. So wird jedes Kleid zu einer Hommage an die einzigartige Geschichte und den Stil der Braut. Es geht darum, Frauen zu bestärken, sich an ihrem besonderen Tag ganz als sie selbst zu fühlen.“

Vier Models in eleganten Brautkleidern posieren neben einem Designer in schwarzem Outfit, aufgenommen vor einem Kamin mit Marmordetails.
James Ellis

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