DIE UNABHÄNGIGE FACHZEITSCHRIFT FÜR HOCHZEITSMODE

„Haupttrend in der Mode ist Nachhaltigkeit“

Die 49-jährige Trendforscherin Irmie Schüch-Schamburek führt eine Trendconsulting-Agentur, gibt Österreichs größten Shopping-Guide heraus und hat für 2015 ein umfangreiches Anlassmode-Special recherchiert.

Die 49-jährige Trendforscherin Irmie Schüch-Schamburek führt eine Trendconsulting-Agentur, gibt Österreichs größten Shopping-Guide heraus und hat für 2015 ein umfangreiches Anlassmode-Special recherchiert.

Wie entstehen Trends?
Trends entstehen zunächst in kreativen Nischen, ehe sie den Massenmarkt erreichen. Derzeitiger Haupttrend in der Mode ist die Nachhaltigkeit. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Trend sich in allen Bereichen des Lebens durchsetzen wird.

Was bedeutet das für die Hochzeitsmode?
Auch wenn sich das provokant anhört, aber ich denke, dass wir eine Rückkehr zu wiederverwendbaren Kleidern erleben werden. Früher wurde ein Dirndl ja auch so genäht, dass es mit den Jahren ‚mitwachsen’ konnte.
Ich bin davon überzeugt, dass diese Entwicklung auch in der Brautmode stattfi nden wird. Bei einigen kleinen Designern gibt es diese Kleider schon!

Denken Sie wirklich, dass Brautkleider nach der Hochzeit in veränderter Form nochmal getragen werden?
Bei Konfektionsware ist dies naturgemäß etwas schwieriger, dennoch gibt es künftig auch hier sicher vermehrt die Überlegung der Braut, wie das Kleid später noch Verwendung finden könnte. Zur Wahl steht zum Beispiel eine Umarbeitung zum Cocktail- bzw. Ballkleid. Das zahlt sich natürlich nur bei sehr hochwertigen Roben aus. Oft genügt jedoch schon die theoretische Wiederverwertung als gutes Kaufargument.

Sie sprechen in Ihren Seminaren von der kompromissunwilligen Kundin. Was meinen Sie damit?
Die Kundin wird immer anspruchsvoller. Die Erwartungen an das Geschäft sind riesig, die Braut ist nicht mehr bereit, Kompromisse einzugehen.

Wie kann der Handel mit dieser Kundin umgehen?
Die Kundin muss sich als die Person, die sie ist, erkannt wissen. Das benötigt nicht nur Fachwissen, sondern ein gewisses psychologisches Knowhow. Die Beraterin im Fachhandel braucht Trendkompetenzen, um der Braut erklären zu können, warum sie in einem Kleid so gut aussieht.
Der Handel klagt häufig darüber, dass die Braut sich einfach nicht entscheiden kann …
Wenn eine Kundin sich nicht entscheiden kann, dann gibt es verschiedene Erklärungen: Die wichtigste ist sicher die oben genannte mangelnde Trendkompetenz im Verkauf. Wenn sich die Braut nicht entscheiden kann, liegt das meist daran, dass ihr aus ihrer Sicht keine ausreichende und vertrauenswürdige Beratungskompetenz geboten wurde.

Es liegt also nicht an den Kleidern?
Ich denke, es liegt daran, dass einige Händler so schwerfällig sind. Ich vergleiche die Brautmodenbranche gerne mit der Schmuckbranche. Auch da gibt es Juweliere, die große Schwierigkeiten haben, zeitgemäß zu handeln.

Wie sollten sich Brautmodenfachgeschäfte für die Zukunft aufstellen?
Sie sollten ständig nach Neuem suchen – und zwar in alle Richtungen: Kommunikation, Veranstaltungen am PoS. Sie sollten neue Segmente und Ideen entwickeln. Die Braut ist jung und zukunftsorientiert. Der Handel muss sich überlegen, auf welche Kommunikations-Arten die Braut refl ektiert. Und ich meine mit Kommunikation nicht nur das geschriebene und gesprochene Wort, sondern alle sinnlichen Erfahrungen, die die Braut dem speziellen Anbieter gegenüber positiv stimmen.
Das geht von Social Media Projekten bis hin zur Schaufenster-Deko. Ich fi nde, dass auch die Brautmoden-Kataloge viel zeitgemäßer gestaltet werden sollten. Sie sind meist so unendlich langweilig!

Wie wichtig ist eigentlich Networking?
Ganz wichtig! Die Brautmodenfachgeschäfte müssen im Vorfeld schauen, wo die Braut hinpilgert. Viele Fachgeschäfte kooperieren mit lokalen Partnern wie Floristen, Wedding-Plannern oder Stylisten. Aber auch hier sollte man sich ständig fragen: Sind das die richtigen Geschäfte? Passen diese zu uns?

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