In der Modebranche zu Hause, ist das Unternehmen Staff Solutions als Dienstleister auf die gesamte Bandbreite der Personalarbeit spezialisiert. Zum Team rund um Geschäftsführerin Barbara Koch gehört mit Anne Wittenburg auch eine ehemalige Brautmodenhändlerin. Im Gespräch mit Sposa Facts geben beide Einblicke in ihre Expertise.
Barbara Koch stellt zunächst einmal klar, was ehrliche Beratung aus ihrer Sicht wirklich bedeutet: „Das Thema steht in jedem Verkaufstraining ganz oben auf der Agenda und wird oft missverstanden. Es bedeutet nicht, einfach zu sagen, was man denkt. Es gilt, immer das Gegenüber mit einer wertschätzenden Haltung im Fokus zu halten und abzuwägen mit dem Ziel, für die Braut das beste Erlebnis und Ergebnis zu gestalten. Professionelle Ehrlichkeit ist eine echte Kompetenz und nicht nur eine Tugend.“ Der laut Barbara Koch und Anne Wittenburg erste Schritt, der den Boden für die Beratung bereitet und der Ehrlichkeit einen fachlichen Hintergrund gibt: der Einzeldialog mit der Braut im Vorfeld.

Anne Wittenburg

Barbara Koch
Wichtig: keine Träume platzen lassen
Barbara Koch hält es für wichtig, der Braut zu ermöglichen, ein breites Spektrum an Kleidern anzuprobieren, „denn sie lernt sich während des Termins selbst noch einmal ganz neu kennen“.
Ein No-Go aus Sicht der Personalberaterin: „Träume der Braut platzen zu lassen. Natürlich stehen bestimmten Bräuten manche Stile nicht. Dann heißt es, sie in kleinen Schritten in eine Richtung zu bewegen, die optimaler ist, die aber möglichst noch dem Bild entspricht, das die Braut sich vorgestellt hat. Es gilt, so lange bestmöglichen Input zu geben, bis die Braut glücklich mit dem Ergebnis ist.“
Eigenen Anspruch zurückstellen
Die Staff Solutions-Geschäftsführerin betont zugleich, dass auch schon einmal der eigene Anspruch zurückgestellt werden muss: „Jede Beraterin, jeder Berater muss lernen zu akzeptieren, dass die Braut aus ihrer Sicht nicht perfekt eingekleidet ist, wenn die Braut selbst die Wahl als perfekt empfindet.“
Zwischenentscheidungen treffen
Und welche weiteren Tipps haben die Expertinnen? „Das Verkaufsteam sollte einen topaktuellen Überblick über Bestand und Liefermöglichkeiten haben. Bis zu welcher Konfektionsgröße wird welches Kleid angeboten? Welche Sonderwünsche lassen sich bei welchem Lieferanten realisieren? Mitunter lassen sich ja auch Kleider ‚bauen‘, beispielsweise das Oberteil des einen Modells mit dem Unterteil des anderen kombinieren“, weiß Anne Wittenburg.
Sie findet außerdem: „Die Beraterin beziehungsweise der Berater muss die Fäden in der Hand halten und gut führen.“ Dazu gehört laut Barbara Koch, Kleider, die nicht gefallen oder passen, schnell außer Sichtweite zu räumen, um Zwischenentscheidungen und eine zunehmend engere Wahl zu treffen und damit den Fokus zu halten.
Pausen und Entspannung
„Nach meiner Erfahrung ist es zudem wichtig, zwischendurch Pausen einzulegen und für Entspannung zu sorgen.“ Wenn es dann in Richtung finaler Entscheidung geht, solle man der Gruppe Raum geben, ungestört miteinander zu reden. „Das ist zugleich die Gelegenheit, um aufzuräumen und sich auf den nächsten Termin vorzubereiten“, bringt Anne Wittenburg ihre Praxiserfahrung ein.
Socia-Media-Fotos erlauben
Barbara Koch und Anne Wittenburg plädieren dafür, Fotos und Social-Media-Posts aus dem Geschäft heraus zu erlauben. „Junge Menschen legen sehr viel Wert darauf, für sie ist es Teil des Wohlfühlens, und sie nehmen sich inzwischen auch sehr stark aus der Perspektive eines Fotos wahr. Es ist ein Beitrag zur Entscheidungsfindung, wenn die Braut sich auf dem Foto gefällt.“
6 Fragen zur Bedarfsermittlung
So finden Sie heraus, wie die Braut am Hochzeitstag wirken möchte!
- Welche Körperpartien möchte sie besonders betonen und welche eher bedecken? Wenn das von der Braut selbst ausgesprochen wurde, kann in der Anprobe-Situation darauf Bezug genommen werden. Beispiel: „Sie sagten ja, dass Sie die Bauchpartie gerne eher kaschieren möchten. Wir können hier mit unserer Shaping-Unterwäsche wunderbar unterstützen.”
- Wie hoch ist das Budget? Stellt sich bei den Antworten zu gewünschtem Stil, der Konfektionsgröße oder dem Budget bereits heraus, dass man die Vorstellungen wahrscheinlich nicht erfüllen kann, sollte dazu laut Barbara Koch und Anne Wittenburg direkt Transparenz hergestellt werden, um später keine Erwartungen zu enttäuschen.
- Was ist der Dresscode der Hochzeit? “Oder auch: Wo und wie wird gefeiert? Mitunter gibt bereits die Location Anhaltspunkte für den Stil, wenn es sich beispielsweise um eine Strand- oder Scheunenhochzeit handelt.”
- Wer bezahlt das Kleid? Und falls es nicht die Braut selbst ist: Darf die Person ein gewisses Mitspracherecht haben? Anne Wittenburg, die das Brautmodengeschäft „Brautkomplizen“ in Reinstorf mitgegründet und betrieben hat, bevor sie Projektmanagerin bei Staff Solutions wurde, hat auch hier ein Praxisbeispiel parat: „Die Oma wünscht sich einen Schleier, für die Braut ist er undenkbar. Wir raten dazu, den Schleier wenigstens einmal anzuprobieren und sich erst dann eine abschließende Meinung zu bilden. Mitunter gibt es überraschende Ergebnisse in die eine oder andere Richtung. Und wenn nicht, wurde der Wunsch auf diese Weise zumindest wahrgenommen.”
- Wie viele Personen begleiten die Braut? „Unsere Empfehlung: maximal drei bis vier“, so Anne Wittenburg. „Mehr Personen schaffen mitunter zu viel Verunsicherung, zudem dauert der Prozess dann länger.“ Im Geschäft Brautkomplizen, das von Anne Wittenburgs Geschäftspartnerin weitergeführt wird, bietet man mit der sogenannten Brautfete eine alternative Option, falls mehr Begleitpersonen gewünscht sind. „Dafür wird eine Gebühr erhoben, ein kleines Buffet aufgebaut und noch mehr Event geboten.“
- Wie spontan und ehrlich dürfen die Begleitpersonen sein? „Es ist wichtig, dass die Braut vorgibt, wie weit die Begleitpersonen gehen dürfen“, sagen Barbara Koch und Anne Wittenburg. Sie raten dazu, gewisse Umgangsregeln und ein sensibles Miteinander zu vereinbaren, um Konflikte bereits im Keim zu vermeiden. „Denn wenn die beste Freundin erst einmal gesagt hat, wie schrecklich sie das Kleid findet, dann steht das im Raum.“ Deshalb die Empfehlung, die Braut in ihrem Kleid erst einmal ankommen und selbst das erste Wort ergreifen zu lassen. „Ideal ist, wenn die Braut zunächst Privatsphäre hat und somit auch entscheiden kann, sich in einem anprobierten Kleid gar nicht erst zu zeigen.“